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Wiesenschaumkraut


Mitte April sah ich im noch saison-geschlossenen Biergarten vom Restaurant "Forsthaus Specht" ein Meer von Wiesenschaumkraut. Da ich davon ausging, dass sie bald die Wiese mähen würden (die Saisoneröffnung stand schließlich schon kurz bevor), ich natürlich nicht einfach auf das Privatgelände gehen konnte, und vor allem nicht wollte,  und das Restaurant an diesem Tag geschlossen war, schrieb ich die Inhaber an. Ich stellte meine außergewöhnliche Frage, ob ich das Wiesenschaumkraut aus ihrem Garten ernten dürfe, um mir daraus einen feinen Essig herzustellen. Am nächsten Tag kam die positive Antwort! Wenn du weißt, wie sehr ich das Wiesenschaumkraut mag, kannst du dir vorstellen, wie sehr ich aus dem Häuschen war. 🥰

 

Ein paar Tage später fuhr ich also wieder - dieses Mal mit meinem Körbchen - hin, sagte dem Kellner Bescheid und legte los mit meiner Ernte. Begleitet von unzähligen Schmetterligen, Bienchen und Hummeln füllte sich mein Körbchen sehr schnell. (Nebenbei naschte ich noch ein wenig von dem Sauerklee, der dort auch in Hülle und Fülle wuchs!) 😋 Am Ende gab es noch so viel Schaumkraut, dass ich trotz des bald anstehenden Mähens noch einige Pflänzchen für meine lieben Begleiter stehen lassen konnte! 

 

Bevor ich mich auf den Heimweg machte, hatte ich noch die Gelegenheit mit den Inhabern Eheleute Lenko zu sprechen und mich noch einmal persönlich bei Ihnen für diese tolle Bereitstellung ihres Gartens zu bedanken und ihnen auch noch ein wenig über das Wiesenschaumkraut zu erzählen. 

 

Falls auch du das Wiesenschaumkraut noch nicht so gut kennst - hier habe ich ein paar Fakten zu diesem wunderschönen Pflänzlein für dich. 🥰

 

Das Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis) wächst gerne auf feuchten Wiesen und in Laubwäldern. Seinen rosa Blüten schmücken von Ende März/Anfang April bis Juli/August die Wiesen und ist ein wahrer Insektenfreund. Dank seiner Inhaltsstoffe (hauptsächlich Senfölglykoside, Bitterstoffe und ätherische Öle) wirkt es schmerzstillend und wurde - zumindest in der frühen Volksheilkunde - als Tee bei Rheuma eingesetzt. 

 

Heute wird es von den meisten aber hauptsächlich kulinarisch verwendet (z.B. im Salat, im Kräuterquark oder in einer Kräuterbutter). Du solltest es jedoch nur in geringen Mengen verzehren, da es sonst reizend auf die Magenschleimhaut wirken kann. 

 

Das Wiesenschaumkraut schmeckt übrigens kresseartig, hat eine leichte Senfnote und -schärfe. Ein - aus meiner Sicht - wirkliches Highlight ist aber eben der Essig, der mit Wiesenschaumkrautblüten angesetzt wird und einen schönen fruchtig-herben Geschmack hat. Den Essig mache ich so:

 

Als erstes lasse ich das gesammelte Kraut etwa eine Stunde auf einem Tuch liegen. Auf diese Weise können eventuelle kleine Bewohner die Blüten noch verlassen. (Das Tuch schüttele ich anschließend draußen aus, so dass die kleinen Tierchen sich ein neues Zuhause suchen können.) 

 

Und dann heißt es Blüten zupfen und in ein Schraubglas füllen. Das Glas sollte zu etwa einem Drittel locker mit frischen Blüten gefüllt sein. (Die Größe deines Glases hängt natürlich von der Menge Blüten ab, die du findest.)

 

Als nächstes die Blüten mit Condimento blanco (alternativ Weißweinessig) übergießen, bis das Glas voll ist und gut verschließen. (Das Glas sollte nur so voll sein, dass du es noch bequem schütteln kannst und sich die Blüten noch gut bewegen können.)

 
Nun das Glas in ein sonniges Fenster stellen (es sollte jedoch keine heiße Mittagsonne abkriegen) und etwa 3-6 Wochen ziehen lassen und täglich schütteln, um die Blüten immer gut zu verteilen. (Ich schenke meinem Essig immer noch ein Lächeln und danke Mutter Natur für diese wunderbare Kostbarkeit. 💚) 

 

Schon in den ersten Stunden kannst du übrigens den Farbwechsel des Essigs beobachten, nach etwa einer Woche ist der Essig tiefrosa. Der Rest der Zeit dient dem weiteren Auszug der Inhaltsstoffe. 😉


Am Ende der Ziehzeit (wenn die Blütenblätter aussehen, als ob sie anfangen, sich aufzulösen) wird der Essig gut abgeseiht (zB durch einen feinen Dauerfilter, einen Kaffeefilter oder ein Leinentuch) und in ein Fläschchen gefüllt. 

 

Den Essig verwende ich hauptsächlich für Dressings, in meinem Hagebutten-Ketchup sowie hin und wieder auch mal im frischen Rotkohl. 😋💚

 

 

Ach so - und falls du dich fragst, warum es SCHAUMkraut heißt:

Den Namen hat es, da einige Zikadenarten bevorzugt an ihm ihre Nester bilden und diese wie kleine Seifenblasennester - also wie Schaum - aussehen. 🦗🌿💚

 

In diesem Jahr hab ich übrigens noch einen Versuch gestartet:

 

Ich fand es zu schade, die wertvollen Blätter und Schötchenansätze wegzuwerfen. Also habe ich sie einfach mal mit Salz gemischt (ungefähr im Verhältnis 1:3), fein gemörsert und trocknen lassen. Der Geruch geht eher Richtung "Chlorophyll", was mich anfangs ziemlich enttäuschte, da ich doch auch den kresseartigen oder zumindest senfartigen Geruch erwartet hatte. 

  

Ich beschloss also, das Salz - bevor ich es nutzen würde - erst noch ein bis zwei Wochen ziehen zu lassen. Und was soll ich sagen? Es ist ein sehr leckeres, würziges Kräutersalz mit einer phantastischen Farbe geworden! Zartgrün und ganz fein im Geschmack, der nach wie vor schon an Chlorophyll erinnert, aber auch eine Kressenote in sich birgt. (Da die Senfölglykoside nicht hitzestabil sind, verwende ich es nur in der kalten Küche.) 🌿💚

 

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